Erich Dirscherl steht am Ende seines Lebens. Der ambulante Hospizdienst DaSein begleitet den 85-jährigen im Heim.
Herr Dirscherl weiß, dass ihm nicht mehr sehr viel Zeit bleibt. Der Tag kommt näher, an dem er nicht mehr aufstehen kann. Vor zwölf Jahren bekam der Rentner die Diagnose Parkinson. Die unheilbare Krankheit übernimmt zunehmend die Kontrolle über seinen Körper.
Parkinson kontrolliert seinen Körper.
Er ist allein. Lebt im Pflegeheim. Seine Frau habe er selbst im Sterben begleitet. Die Ehe war kinderlos, sein Bruder kann ihn nur selten besuchen. Durch den Lockdown im März wurde er noch einsamer.
“Ich habe Schmerzen. Es wird immer schwieriger.”
Das Sprechen fällt inzwischen schwer. Und die Hände machen oft auch nicht, was er will. Nach draußen kommt Erich Dirscherl nur noch, wenn er zum Arzt muss. Dann holt Reimar Schillinger ihn ab, ein ehrenamtlicher Hospizbegleiter des Hospizdienstes DaSein. Dirscherl schätzt die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit seines Helfers. “Das gibt mir Sicherheit”, sagt er. “Wir bereiten das Arztgespräch gemeinsam nach. Ich höre ja auch sehr schlecht.”
Patient Dirscherl: “Ich bin jemand, der vorausplant”
Erich Dirscherl ist ein rationaler Mensch. Einer, der Entscheidungen trifft. Mit der gleichen Herangehensweise beschäftigt er sich auch mit dem eigenen Sterben. Angst vor dem Tod habe er nicht. “Aber vor dem Weg dahin. Ich habe Angst vor Schmerzen.” Sein Wunsch: In einem Hospiz zu sterben.
Lesen Sie auch
Münchner Hospiz-Verein “DaSein”: “Wir tun alles dafür, Leid zu lindern”
Lange Warteliste bei Hospizen
Doch er hat wenig Chancen auf einen Platz: in der 1,5-Millionen-Einwohner-Stadt München gibt es nur 28 stationäre Hospizbetten für Sterbende. Sie sind für Menschen bestimmt, deren Tod unmittelbar bevorsteht. Und die Wartelisten sind lang und der Verlauf seiner Krankheit sehr langwierig.
Nächste Woche wird ihn sein Hospizbegleiter wieder besuchen. In Phasen der Angst und Verzweiflung ist er für ihn da: “Wir stehen unseren Patienten seelisch und medizinisch bei” sagt Geschäftsführerin Katharina Rizzi. “Wir lassen niemanden allein.”
Lesen Sie den ganzen Artikel aus der AZ vom 1./2. November 2020, Autorin Nina Job / Foto Nina Job.